Huiuiui, Ziel erreicht für dieses Jahr, zumindest das eine 🙂 Ein anstrengender Aufstieg, eine atemberaubende Grat-Überschreitung, sowie ein anspruchsvoller Abstieg lassen das Bergherz höher schlagen. Wie die Watzmann-Überschreitung sonst so lief, erfährst du in den kommenden Zeilen. Viel Spaß beim Lesen 🙂
Die Watzmann-Überschreitung
Selten zuvor war ich überhaupt nervös vor einer Bergtour. Aber am Tag vor der Überschreitung ging schon mal der Puls etwas nach oben. Was wird mich erwarten so ganz allein und ausgesetzt auf einer Tour, bei der jährlich viele Menschen verunglücken? Ist der Grat wirklich so heftig und der Abstieg wirklich so konzentrationsfordernd wie von vielen bereits gehört?
Irgendwann verflog dann die Anspannung, weil erfahren werd ichs eh nur, wenn ichs selbst mal gemacht hab 😀 Also noch schnell den Wecker stellen und dann die Augen entspannen.
Als mich schließlich der Wecker um 2 Uhr morgens aus meinen Träumen reißt, bin ich erstaunlich fit. Nur das rechte Wadl hat anscheinend so gar keine Lust und krampft. Aber da muss es hald durch gell, hilft alles nix. Also raus aus den Federn und rein ins Bergsteiger-Outfit. Auf den 3 Stunden Anfahrt zickt dann auch noch das Knie rum. Fängt echt gut an, aber hilft jetzt nix.
Irgendwann komm ich dann am Wanderparkplatz an der Wimbachbrücke an. Da im Moment das Watzmannhaus renoviert wird und daher geschlossen ist, dürften wohl nicht zu viele unterwegs sein, zum Glück. Und dann geht alles ziemlich schnell – raus aus dem Auto, erstmal einen abfrieren, weil i hald gern einheiz im Auto gell und es draußen grad mal 5 Grad hat und dann gehts los.
Da ich den Aufstieg zum Hocheck bereits letztes Jahr gemacht hatte, weis ich zumindest im Aufstieg auf was ich mich einstellen muss. Und es läuft erstaunlich gut Freunde. Es geht zwar ziemlich steil bergan, aber die ersten 1000 Höhenmeter sind in gut 1,5h geschafft. Und als ich nach gut 1.45h das Watzmannhaus erreiche kann ich einen wunderbaren Sonnenaufgang bestaunen. Kurz davor hatte die aufgehende Sonne Hocheck, Watzmannfrau und die Watzmannkinder in einen tollen rötlichen Schimmer getaucht. Super schee sag i euch 🙂
Hocheck und Mittelspitze
Zeit für a große Pause bleibt trotzdem ned und so geht es schnellen Schrittes weiter in Richtung Hocheck-Gipfel. Und langsam wird mir ziemlich schnell bewusst, dass es vermutlich heut a noch weitaus größere Schwierigkeit geben wird: Schnee und Eis. Denn schon bald kreuz ich die ersten Schneefelder und als dann kurz vorm Hocheckgipfel auf meiner Watzmann-Überschreitung die steile Platte voller Schnee und Eis ist mach ich mir doch mal kurz Gedanken, wie es wohl am Grat ausschaun wird. Zum Glück hat man vom Hocheck-Gipfel einen guten Blick Richtung Mittelspitze und Südspitze und kann sich ein erstes Bild davon machen. Nach gut 3h und über 2000 Höhenmetern reinem Aufstieg gönn ich mir dann doch mal einen Schluck Wasser und a kleine Brotzeit.
Während noch zwei weitere Kollegen an der Biwakschachtel überlegen ob sie die Überschreitung bei den Verhältnissen wagen sollen, ist für mich eines klar: Ich zieh des jetzt durch und wenns ned geht, dreh ich hald wieder um. Wer es ned probiert, wird es ned rausfinden wie es wirklich is.
Und so geht’s in einem bergauf und bergab über den teils richtig schmalen Grat und einer leichten Kletterei zur Mittelspitze auf meiner Watzmann-Überschreitung. Einige Stellen sind drahtseilversichert. Nachdem ich mich ein oder zweimal tatsächlich aufm Grat leicht verstiegen hab (bin da prädestiniert dafür) erreich ich dann nach einiger Schwierigkeit mit dem Eis und Schnee tatsächlich die Mittelspitze. Bis hierhin sind mir maximal 10 Leute übern Weg gelaufen, richtig schee, wenns da oben so ruhig ist.
Auf gehts zur Südspitze
Also kurz die Aussicht genießen, an Humpen Wasser und weiter gehts. Ein gigantischer Ausblick Richtung Südspitze lässt das Herz nochmal richtig beben, vor allem bei dem markanten Gipfel und dem Großglockner im Hintergrund 🙂 Nach einiger Zeit stehe ich direkt über der berüchtigten Watzmann-Ostwand – einer der beeindruckensten Kletterrouten. Und der Grat auf dem ich mehr sitz als sonst was ist vielleicht grad mal 40cm breit. Rechts gehts gut 1400hm runter, links gut 1600hm. Irre – aber geil 🙂
Kurze Zeit später erreiche ich die Watzmann-Südspitze und ein richtig geiles Gefühl macht sich in mir breit. Ich habs geschafft – der Watzmann ist überschritten!! :))
Bei einer kurzen Brotzeit komm ich mit Andy ins Gespräch – ich treff irgendwie ständig Andys aufm Berg und ich selber bin ja auch einer 😀
Der Abstieg ins Wimbachgries
Wir beschließen dann den Abstieg nach der Watzmann-Überschreitung gemeinsam zu gehen. Und jetzt wird mir auch bewusst, warum dieser nochmal volle Konzentration fordert. Ein falscher Tritt und du bist hier genauso weg, wie auf der Grat-Überschreitung. Die 2000hm im Abstieg geht es dann größtenteils über Geröllfelder, durch Sandrinnen und über loses Gestein. Als wir schließlich an der Wimbachgrieshütte vorbeikommen, schreit uns die nachträgliche Gipfelhalbe direkt entgegen. Nach kurzer Action im Biergarten mit Hubschrauberlandung starten wir also den letzten Teil des Abstiegs – der lange und sonnengekrönte Weg über das Wimbachgries zurück. Es kommt dir vor als würdest du einfach nicht mehr ankommen, stundenlang gehts monoton Schritt für Schritt bergab. Aber mei, gehört hald a dazu gell 😀
Fazit:
Eine wunderbare Tour mit vielen wunderschönen Weitblicken. Wer viel Bergerfahrung, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit hat, kann sich der Herausforderung durchaus stellen. Zur Sicherheit empfehle ich einen Steinschlaghelm, das Klettersteigset ist bei ausreichender Armkraft aber ned zwingend nötig. Viel Spaß und Berg heil! 🙂
Tipps
● Die Rundtour kann auch auf 2 Tage gemacht werden mit einer Übernachtung auf dem Watzmannhaus
● Unbedingt den Weitblick und die Aussicht genießen – a Traum
● Vorsicht besonders bei Schnee und Eis, sonst aber auch am Grat und im Abstieg